Freitag, 23. Dezember 2016

Weihnachtsseminar - "Jenseits des Tellerrands"


Von Brian Kehnscherper, Ruppiner Anzeiger, Artikel vom 19.12.2016
Wittstock (RA) Kampfsport,
Mehrere Kampfsportler aus der Region tauschten sich bei einem Lehrgang in Wittstock über ihre unterschiedlichen Stile aus
– was für Laien Synonyme für ein und dasselbe sind, sind für Experten ganz unterschiedliche Dinge. Die Auswahl an Kampfsystemen ist riesig. Oft herrscht unter den verschiedenen Vereinen Konkurrenz. Mit einem Lehrgang versuchte der Verein SG Einheit Wittstock, die Akteure aus der Region zusammenzubringen.
Fünf Meister verschiedener Kampfsysteme gaben den etwa 30 Teilnehmern des Lehrgangs einen Eindruck ihrer Sportart. Auf Einladung von Frank Kallies von der SG Einheit Wittstock,der den dritten Meistergrad (Dan) im Jiu Jitsu trägt,hatten sich die Budo-Sportler am Samstagvormittag in der Turnhalle an der Rote-Mühle-Straße in Wittstock getroffen.
Den Anfang machte Boris Dodita. Der aus Moldawien stammende Fürstenberger demonstrierte
Techniken aus dem Aikido. Bei dieser Kampfkunst wird die Energie des Angreifers durch Ausweichen und Aufnehmen der Bewegung ins Leere gelenkt beziehungsweise gegen ihn selbst angewandt. Da das oberste Prinzip des Aikido lautet,einem Kampf zu vermeiden,gibt es keine sportlichen Wettkämpfe.
Auch ist es kein reines Selbstverteidigungs-System. Das koreanische Tae Kwon Do hingegen versteht sich in erster Linie als Wettkampfsport. Da es festen Regeln folgt, die in einer Gefahrensituation auf der Straße nicht gelten, eignet es sich nur bedingt zur Selbstverteidigung.Dennoch gibt aus Techniken, um sich in Gefahrensituationen zu behaupten.Meister Stefan Lischnewski(zweiter Dan) vom Wittstocker Verein Yong Du zeigte daher beides: Wettkampftechniken und straßentaugliche Abwehr. In der sportlichen Auseinandersetzung nutzt Tae Kwon Do Schläge und allen voran spektakulär aussehende Trittkombinationen zu Körper und Kopf. Daher ließ Lischnewski die Kursteilnehmer die einfachsten Tritttechniken üben. Für einen Kampf auf der Straße zeigte er, wie die
Sportler selbst einen Tritt abwehren und den Angreifer mit einem Wurf zu Boden bringen können.
Die japanische Kampfkunst Jiu Jitsu ist stärker auf Selbstverteidigung angelegt. Wie das Aikido wird dabei auch das Prinzip„Sieg durch Nachgeben“ angewandt.Neben Hebeln und Würfen verwendeten die Jiu Jitsuka aber auch Schlag- und Tritttechniken.Gleich drei Meister dieses Systems waren am Sonnabend beim Lehrgang vertreten:Dietmar Pahl (zweiter Dan) vom TKV Neuruppin, Christian Prüßing(erster Dan) vom Verein Jiu Jitsu Parchim und Frank Kallies(dritter Dan) von der gastgebenden SG Einheit Wittstock.Der Neuruppiner Pahl demonstrierte verschiedene Rollen und
Falltechniken. Die wichtigsten Prinzipien dabei: Kinn an die Brust, um zu verhindern mit dem Kopf aufzuschlagen, Rücken rund zum besseren Abrollen,den Sturz mit dem gesamten Unterarm abfangen. Christian Prüßing indes konzentrierte sich auf den Bodenkampf und ließ die Teilnehmer zum Warmwerden rücklings durch die Halle robben, bevor er ihnen zeigte,wie sie einen auf allen vieren
knienden Gegner in die Rückenlage bekommen. Frank Kallies indes demonstrierte schmerzhafte
Arm- und Handgelenkhebel.„Der Sinn des Lehrgangs ist es, über den eigenen Tellerrand zu schauen“, erklärte er in einer Trainingspause sein Anliegen.Aus jedem System lasse sich etwas Herausziehen, dass die Kampfsportler auch auf ihren Stil übertragen können. „Jeder macht seine Techniken anders.
Durch die Vielfalt bei so einem Lehrgang kann sich aber jeder raussuchen, was für ihn am besten passt“, erklärt der Jiu-Jitsu-Meister. Seit einiger Zeit nimmt sein Verein gemeinsam mit dem Neuruppiner SC Kempo,der ebenfalls mit Teilnehmern beim Seminar vertreten war, und dem TKV Neuruppin an den Kinder-und Jugendsportspielen des Kreises teil. Seitdem gibt es einen regen Austausch.„Die verschiedenen Vereine sollen etwas zusammenrücken und Spaß haben, statt sich als
Konkurrenten zu betrachten“,so Kallies. Daher verband er die obligatorische Weihnachtsfeier seines Vereins mit dem Seminar.Bereits im vergangenen Jahr gab es diesen Sportarten übergreifenden Lehrgang. „Das ist eingeschlagen wie eine Bombe.Alle hatten ihren Spaß, und dasist das Wichtigste.“ Zu Kallies Freude waren zu dem Lehrgang auch zwei Klienten der Lebenshilfe Prignitz erschienen. Im Rahmen des Projekts „Kampfsport ohne Grenzen“ sollen auch Menschen mit Behinderungen den Sport ausüben. Der Inklusionsgedanke liegt Kallies am Herzen.„Es ist mir wichtig, dass alle daran teilnehmen können und niemand ausgegrenzt wird.“Da neben dem Sportlichen an diesem Tag das Miteinander im Fokus stand, ließen es sich Beteiligten nach dem Training am Büfett gutgehen. Anschließend stand noch gemeinsames Bowling auf dem Programm.